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Kolumnen

Autorinnen im Deutschunterricht – reine Mangelware!

Warum werden im Deutschunterricht hauptsächlich Texte von männlichen Autoren gelesen? Gibt es Frauen- bzw. Männerliteratur? Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob ein Text ein Geschlecht haben kann und wie die literarische Bildung in unserem Schulsystem eine rein männliche Sicht auf die Welt aufrecht erhält.

Ich bin ein Fan von literarischer Bildung, mein Studium habe ich mit der Analyse von so genannten „Klassikern“ (meistens) verbracht und ich kann im Buchladen nie an Austen, Dickens oder Dostojewski vorbei gehen, ohne wenigstens einen Blick auf neue Ausgaben oder Übersetzungen geworfen zu haben. Aber schon hier, am Klassiker-Regal der Buchhandlung, fällt auf: Außer Austen und den Bronte-Schwestern findet sich vielleicht noch Christa Wolf unter den angebotenen Schriftstellerinnen.

Texte von Frauen im Deutschunterricht? Fehlanzeige!

Das spiegelt den Charakter der literarischen Bildung wieder, die in den deutschen Schulen gelehrt wird. In meiner Schulzeit in Baden-Württemberg (Realschule und Gymnasium) kann ich mich an gerade mal EIN Buch einer Autorin erinnern, das wir als Schullektüre im Deutschunterricht gelesen haben: Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff (ja, die nette Dame, die früher auf dem grünen 20 DM-Schein war ?) Die Räuber, Kabale und Liebe, Vor Sonnenaufgang, Homo Faber, Der Richter und sein Henker, Effi Briest, Der Vorleser, Das Parfüm und natürlich der unvermeidliche Faust – alles dabei, nur keine Werke von Frauen. Als Schülerin habe ich darüber nicht nachgedacht. Das war nunmal der literarische Kanon, der als wertvoll erachtet wurde und basta. Und ja, die meisten Werke, die im Deutschunterricht gelesen werden, haben ihren Klassikerstatus auch zu Recht (den Vorleser fand ich literarisch jetzt nicht so berauschend, aber sei’s drum). Zwei Dinge finde ich trotzdem daran bedenklich:

Die problematische Darstellung von Frauenfiguren

Die aus feministischer, moderner Sicht problematische Darstellung von Frauenfiguren bei vielen so genannten Klassikern ist nicht wegzuleugnen. Ich möchte sie nicht alle als sexistisch bezeichnen. Aber selbst Protagonistinnen wie Effi Briest sind, wenn sie von einem männlichen Autor geschaffen werden, durch eine männliche Brille hindurch beschrieben. Und wenn wir andere Klassiker wie den Faust nehmen, bei denen Frauen nur Nebencharaktere sind: Hier bekommen Frauen allenfalls die romantische Rolle der holden Jungfer, die sich für ihre Mitmenschen, zu 99 Prozent Männer, aufopfert. Moment, ich vergaß, manchmal dürfen Frauen auch die Verführerin/Verführerin-und-ehemalige-KZ-Aufseherin spielen (ihr merkt, ich mag den Vorleser wirklich nicht)! Wow. Eine realistische Darstellung von Frauen sieht anders aus. (Oder nehmen wir Homo Faber: Not funny! Eine inzestuöse Beziehung, bei der ein älterer Herr seine Lolita-Fantasien mit seiner eigenen Tochter, wenn auch unbeabsichtigt, auslebt, gehört für mich nicht auf den Lesekanon für Schüler.) Diese Texte haben natürlich ihren künstlerischen Wert, aber es kann nicht sein, dass mit keinem Wort darüber gesprochen wird, wie klischeehaft ihre Frauenfiguren sind.

Die mangelhafte Vermittlung von Literatur im Deutschunterricht

Auf die einseitige Darstellung von Frauencharakteren wird im Unterricht so gut wie gar nicht eingegangen (bei mir jedenfalls wurde es nicht getan!). Die männliche Perspektive ist die, die gilt. Das führt dazu, dass junge Mädchen diese männliche Sicht unbewusst verinnerlichen und sich selbst daran messen. Natürlich würde keine 15-Jährige von heute mehr in einem Zwiespalt zwischen der Liebe zu ihrem Vater und der zu ihrem Geliebten stecken (siehe Kabale und Liebe). Aber dieses Rollenklischee, dass Frauen lieb und passiv zu sein haben, wird von jungen Mädchen verinnerlicht, ob man es nun beabsichtigt oder nicht. Und der Literaturkanon trägt dazu bei.

Zweitens wird in deutschen Schulen (zumindest in meinem Deutschunterricht) mit keinem Wort darüber gesprochen, warum so wenig Autorinnen besprochen werden. Man könnte Achtklässlern einfach mal die gesellschaftliche Stellung der Frau bis zum zwanzigsten Jahrhundert vor Augen führen. Die meisten durften sich nicht mal bilden. Natürlich gab es da weniger Schriftstellerinnen. Und dann sollte man wenigstens auf die Autorinnen eingehen, die es zu einer Veröffentlichung geschafft haben. Wenn dafür ein Werk von Goethe oder Schiller weniger gelesen wird, geht davon das Abendland nicht unter, meine ich.

Statuen von Goethe und Schiller

© Pixabay
Goethe und Schiller sind immer noch das Nonplusultra im Deutschunterricht.

Und das gleiche Spiel geht leider in deutschen Universitäten weiter. Im Seminar wird zwar mal auf die sexistische Darstellung einer Frauenfigur hingewiesen. Konsequenzen werden daraus nicht gezogen. Stattdessen beschäftigt man sich sofort wieder mit den Vaterkomplexen des Protagonisten. (Das ist jetzt sehr überspitzt dargestellt, aber im Grunde stimmt es.) Auf der „Kleinen Liste der Weltliteratur“ meines ehemaligen Komparatistik-Instituts (15 Titel, ok, das ist wenig, aber trotzdem) befindet sich keine einzige Autorin. Ich bin sicher, dass es in keinem deutschen Germanistik- oder Komparatistik-Institut besser aussieht.

Haben Texte ein „Geschlecht“?

Woran liegt es, dass so wenig Werke von Frauen als literarisch wertvoll angesehen werden und es deshalb nicht auf die Liste von Pflichtlektüren schaffen? Ich glaube, das liegt daran, dass man gemeinhin noch davon ausgeht, dass es spezifische „Frauenliteratur“ und „Männerliteratur“ gibt, dass Texte ein Geschlecht haben könnten. Selbst so bekannte Romane wie die von Jane Austen werden von vielen Männern (meiner Erfahrung nach) ungern gelesen, weil sie den Ruf haben, gefühlsduselig zu sein, weil sie eben von einer Frau geschrieben wurden.

Und so platt das klingen mag: Wenn ein Buch „Anna Karenina“ oder „Das kunstseidene Mädchen“ heißt, schreckt das viele männliche Leser ab, einfach, weil wir dazu erzogen wurden, dass frauenspezifische Themen in Texten nicht interessant für die Allgemeinheit oder künstlerisch wertvoll sein können. Für 15-jährige Schüler gilt das erst recht, erwachsene Männer will ich hier nicht alle über einen Kamm scheren. Mädchen hingegen wachsen ganz natürlich mit männlichen Protagonisten im Literaturunterricht auf, Die Leiden des jungen Werther oder Der Fänger im Roggen sind nur zwei Beispiele davon. Schülerinnen finden es nicht komisch, sich in Männer hineinzuversetzen, umgekehrt ist das schon der Fall.

„Männliches“ und „weibliches“ Schreiben

Obwohl es natürlich zu kurz gegriffen ist, zu behaupten, man könne zwischen „männlicher“ und „weiblicher“ Literatur unterscheiden, möchte ich die Frage nach dem Geschlecht eines literarischen Werkes trotzdem zur Diskussion stellen. Kann es nicht möglich sein, dass manche Themen von Autoren anders besprochen werden als von Autorinnen? Dass ein Mann eine Protagonistin anders beschreibt als eine Frau es tun würde? Oder bilde ich mir das ein? Es gibt auch genügend Beispiele, die das Gegenteil beweisen, z.B. J.K. Rowlings Harry Potter oder George R. R. Martins Frauencharaktere. Ich denke, je weiter wir in der Literaturgeschichte zurückgehen, desto mehr stimmt meine Annahme: Eine Autorin hätte Effi Briest anders geschrieben. Effi wäre nicht nur das arme, etwas beschränkte Hascherl gewesen, das hauptsächlich leidet. Und der Hauptkonflikt im Text wäre nicht gewesen, ob nun ein Mann seine Ehre im Duell verteidigen soll oder nicht.

Für die literarische Bildung an deutschen Schulen fordere ich:

  • Lehrer und Lehrerinnen, klärt eure Schüler und Schülerinnen darüber auf, dass Frauen in der so genannten „hohen“ Literatur meist einseitig dargestellt werden und warum das so ist.
  • Lest Texte von Autorinnen – und auch mal welche mit Namen, die nicht deutsch klingen.
  • Kultusministerien der Bundesländer, forscht mal zu deutschen Autorinnen und setzt welche auf die Pflichtlektüren-Listen und lasst auch mal, und wenn es in der Übersetzung ist, ausländische Autorinnen wie Jane Austen oder Agatha Christie im Deutschunterricht lesen. Ja, der Deutschunterricht kann auch mal Spaß machen.

Welche deutschen Autorinnen müssten im Unterricht gelesen werden? Mir fallen ein: Annette von Droste-Hülshoff, Bettina von Arnim, Sophie von LaRoche, Irmgard Keun, Anna Seghers, Christa Wolf und in Übersetzungen natürlich die Bronte-Schwestern, Jane Austen, Marguerite Duras, Francoise Sagan, Yasmina Reza, Agatha Christie etc., etc. – das ließe sich natürlich noch unendlich weiterführen – ich freue mich auf eure Vorschläge!

Lest auch den ausführlichen Essay „Auch ein Land der Dichterinnen und Denkerinnen“ von Katharina auf 54books

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28 Kommentare

  1. Michael 8. Januar 2019

    Hallo Sabine,

    ein Jahr später noch ein Vorschlag: Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein dystopischer Roman, erschienen 2009, auch mit weiblicher Hauptfigur. Hat es in Sachsen auch zur Abilektüre geschafft, ich lese den Roman jetzt zum zweiten Mal in B-W mit einer elften Klasse (G9). Gutes Buch, ansprechend auch für Schüler/-innen, wie so viele literarische Dystopien wird es gerade eher aktueller als dass es veraltet.

    M.

    Antworten
  2. Daniela 20. Februar 2018

    Huhu!
    Ich mag deinen Blog richtig gerne und lese mir deine Beiträge auch aufmerksam durch (wenn auch meist eher still und leise). Du konntest mir also schon ein paar Mal Anregungen für zukünftige Lektüre geben, oder mich gar dazu verleiten, neue Aspekte in mir bekannten Geschichten zu entdecken. Herzlichen Dank dafür!
    Wenn ich so an meine Schulzeit zurück denke, waren die Schriftstellerinnen auch eher dünn gesät und wenn, dann auch eher in der neueren Literatur zu finden. Ingrid Noll habe ich beispielsweise durch meinen Deutschlehrer entdeckt. Mit Jane Austen und den Brontë Schwestern haben wir uns dann eher im Englischunterricht auseinander gesetzt (dort war dafür der Anteil an Schriftstellern sehr gering). Aber ich hatte auch eine Englischlehrerin.
    Ich persönlich hätte mir manchmal auch etwas mehr moderne Lektüre im Unterricht gewünscht. Ich fühlte mich ganz oft zu jung für diese alten Klassiker, Shakespeare habe ich zum Beispiel überhaupt gar nicht verstanden und auch mit Lessing & Co. hatte ich so meine liebe Mühe. Ich glaube, wenn ich diese Werke heute noch einmal lesen müsste, würde ich sie mit ganz anderen Augen und einem ganz anderen Verständnis betrachten. Aber eben…
    LG, Daniela

    Antworten
    1. Sabine 20. Februar 2018

      Hi Daniela,
      das freut mich sehr!
      Klar, Shakespeare im Original lesen, wenn man gerade erst Englisch gelernt hat ist zu hart. Es kommt auch sehr aufs Alter an, denke ich, was man Jugendlichen zumuten kann … In der Mittelstufe, wenn alle noch mit der Pubertät kämpfen, sollte man vor allem „eingänglichere“ Klassiker und Kontemporäres lesen, und in der Oberstufe dann vielleicht die harten Nummern wie „Faust“ und Co.
      Deshalb wäre ich sehr für ein übergreifendes Fach „Literatur“. Da könnte man dann zb in der 8. Klasse Kurzgeschichten lesen, zb auch internationale Autoren wie Hemingway oder bei den Frauen Agatha Christie, und sich die komplizierten Dramen für später aufheben. Wenn man von der starren Vorschrift weggeht, nur deutsche Autoren/Autorinnen zu lesen, bekommt man auch leichter Texte von Frauen unter. Ist jetzt ne Theorie von mir, aber ich denke, sie ist nicht völlig haltlos 😉
      Ganz klar, mit Mitte 20 oder Mitte 30 hat man nochmal einen viel besseres Verständnis für Klassiker oder Literatur im Allgemeinen. Aber wo sollen die Kids ihre kulturelle Bildung herbekommen, wenn nicht aus der Schule?
      LG, Sabine

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  3. Kerstin Cornils 19. Februar 2018

    Angeregt durch deinen Beitrag habe ich mal überlegt, was bei mir damals im Grundkurs Deutsch so auf der Leseliste stand. Eine einzige Frau war dabei, wobei ich auf die gut hätte verzichten können. „Das Muschelessen“ von Birgit Vanderbeke fand ich sehr ermüdend und anstrengend zu lesen.
    Ich stimme die voll und ganz zu, dass ein paar Frauen auf die Leseliste gehören und auch zeitgemäßere Texte. Spaß am Lesen zu haben finde ich so wichtig, und dass kann bei den alten Texten von Goethe schon mal nach hinten los gehen.
    LG Kerstin

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  4. Larissa 18. Februar 2018

    Hi,
    Durch das #litnetzwerk bin ich auf deinen Blog gestoßen.
    Ein wirklich toller Artikel, der mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Tatsächlich haben wir in der Schule, auch nur Bücher von männlichen Schriftstellern gelesen. Und jetzt in der Fachschule für Pädagogik, haben wir auch nur Bücher von männlichen Schriftstellern behandelt.
    LG
    Larissa
    https://bucherliebe-hoch-zwei.blogspot.de/

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  5. Karo 17. Februar 2018

    Liebe Sabine,
    vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Ich stimme dir absolut zu.
    Wenn ich an meine eigene Schulzeit zurückdenke, war kein einziges Buch dabei, das von einer Frau geschrieben wurde. Das wäre an sich kein Problem, wenn man dann zumindest darauf hinweisen würde, dass die gezeigten Frauenbilder keineswegs der Realität entsprechen oder gar in die heutige Zeit passen – was leider nicht geschehen ist. Das halte ich für durchaus gefährlich, weil es jungen Mädchen eben zeigt, dass sie im Idealfall entweder das Liebes- oder Lustobjekt des Mannes oder eben Mutter sein sollten. Allerdings muss man auch sagen, dass dieses Frauenbild ja auch in heutigen Werken auch gerne noch so wiedergegeben wird… Vielleicht weil damals im Unterricht derartige Problematiken nicht besprochen wurden – es würde mich nicht wundern.

    Antworten
    1. Sabine 17. Februar 2018

      Hi Karo,
      ja, es ist ein Graus, in vielen Unterhaltungsromanen von heute haben wir uns kaum von „Kabale und Liebe“ etc entfernt.
      Es wäre so wichtig, dass die Deutschlehrer/innen da mal ihre Verantwortung erkennen!
      LG, Sabine

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  6. Elena 16. Februar 2018

    Wusste gar nicht, dass Droste-Hülshoff anscheinend überall in Deutschland gelesen wird. Bei mir hat sie ja ganz in der Nähe gelebt, weshalb ich annahm, dass sie deshalb ausgewählt wurde. Mir ist auch aufgefallen, dass wir außer ihr nie weibliche Autoren lasen, aber ich habe es vor allem auf unseren Deutschlehrer geschoben. Es wäre wirklich interessant zu wissen, ob es denn mehr als die wenigen uns allgemein bekannten begabten Autorinnen gab, die bloß nicht hinreichend rezipiert werden. Denn es ist ja aus anderen Fachbereichen sehr bekannt, dass Frauen hinter ihren berühmten Vätern, Brüdern und Söhnen verschwanden …

    Antworten
    1. Sabine 17. Februar 2018

      Hi Elena,
      das hab ich mich auch schon gefragt! Ob da nicht viele Veröffentlichungen in Vergessenheit gerieten, weil sie von einer Frau waren. Oder ob unter männlichem Pseudonym geschrieben wurde.
      Schade, dass Deutschland zur großen Blütezeit des Romans im 19. Jahrhundert so wenig beigesteuert hat. Denn in England haben es ja einige Frauen zum Autorenberuf geschafft!

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  7. Jennifer 16. Februar 2018

    Liebe Sabine,
    ich kann dir nur absolut zustimmen! Ich selbst kam in der Schule gerade einmal mit Christa Wolf in Kontakt – zumindest erklärte unsere Deutschlehrerin (sehr jung und noch sehr motiviert) uns aber woher der Kanon stammt und aus welchen historischen Gründen so wenige Frauen es darauf schafften.
    Erst im Studium hatte ich Glück einige Seminare bei Frau Professor Nagelschmidt besuchen zu können und ergo auch einiges über weibliche Literatur zu lernen.
    Was ich an Diskussionen zu weiblichem und männlichen Schreiben (auf einer allgemeinen und für viele Leute interessanten Ebene, nicht ins wissenschaftliche kippend) spannend finde ist der Genrewechsel, der manchen Autor*innen erst durch Pseudonym möglich wird (Bsp. J.K.Rowlings Thriller/Krimis unter männlichem Pseudonym oder Liebesromane von Männern unter weiblichem Pseudonym, ein gutes Beispiel fällt mir da gerade nicht ein). Daran merkt man ja, dass es eben KEINE nachweisbaren Marker für weibliches oder männliches Schreiben gibt bzw. wenn es solche gibt, dass sie genauso konventionalisert und erlernt sind und von guten Autor*innen bedient werden können, wie andere Schreibstrategien auch.
    Hoffentlich ändert sich das in der Schule so schnell wie möglich. Ich finde ja generell, dass weniger Klassiker gelesen werden sollten (wem nutzt das?), ich wünsche mir eher aktuelle gesellschaftskritische Lektüre für Schüler*innen
    Danke für diese wunderbare Anregung!
    VG Jennifer

    Antworten
    1. Sabine 17. Februar 2018

      Hey Jennifer,
      stimmt, das mit dem Genrewechsel ist echt ein guter Gedanke, bin ich noch gar nicht drauf gekommen! Und hat nicht Stephen King unter weiblichem Pseudonym Liebesromane geschrieben? Oder verwechsle ich das?
      Die Frau Professor Nagelschmidt muss ich mal googlen, die sagt mir jetzt nichts. 😉
      Zu den Klassikern: Dooooch, ich bin ein großer Fan davon, aber bitte nicht immer nur die (zu 90 %) öden deutschen Klassiker (Effi Briest gegen Madame Bovary, da weiß man schon, was spannender ist! Wie cool wäre es einfach ein Fach „Literatur“ zu haben und dann sich mal alle Highlights der Weltliteratur vorzunehmen?
      Klar, zeitgenössische Sachen machen auch Sinn (gerade in der Unter- und Mittelstufe). Aber ich bin schon ein großer Fan von literarischer und kultureller Bildung, und ganz ehrlich, wo sollen die Kids sie herbekommen, wenn nicht aus der Schule?
      LG, Sabine

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      1. Jennifer 28. Februar 2018

        Das mit King weiß ich gar nicht, den lese ich eher nicht, weil ich ihn mit „Horror“ verknüpfe.
        Ich will gar nicht sagen, dass Klassiker nicht in die Schule gehören. Aber es gibt viele gute Bücher, die zB aktuelle Probleme aufgreifen (ich las im Englischunterricht eins zu Gentechnik und den moralischen Folgen von menschlichem Klonen) und da ist es schade, dass dann im Deutschunterricht endlos alte Frauenbilder aufgewärmt werden. Wenn diese denn wenigstens kritisch hinterfragt würden – aber nein, nicht viele ältliche Deutschlehrer sehnen sich ja nach den guten alten Zeiten zurück, als Frau noch in der Küche stand und eben nicht den eigenen Beruf wegschnappte oder auch eine Meinung hatte (mein Deutschlehrer war so ein klassischer Fall, trotz modernem Anstrich).
        Ein Fach Literatur wäre toll, aber auch da würde man ja wieder auswählen, würde wieder einen Kanon bilden und rate mal, wer da ganz schnell wieder nicht vertreten wäre. Es ist doch zum verrückt werden 🙁

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  8. Melem Bayati 8. Februar 2018

    Die Erkenntnis, dass wenige/keine Schriftstellerinnen im Schulunterricht vorkommen, habe ich bereits schon während meiner Schulzeit gehabt, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich mich ab der 9.10. Klasse mit Feminismus beschäftig habe. Dennoch hat es noch Jahre gedauert, bis ich bemerkt habe, dass ich im Privaten noch immer wenige Bücher von Schriftstellerinnen lese…
    Ein Vorschlag für weitere Schriftstellerinnen für den Schulunterricht:
    Vielleicht sollten wir nicht „nur“ Schriftstellerinnen miteinbeziehen, sondern auch solche Frauen, die nicht nur Schriftstellerinnen waren sondern auch Philosophinnen, Aktivistinnen, Mathematikerin etc. Also solche Personen, die auch Essays und andere Werke als ein Buch verfasst haben. Da fallen mir spontan z.B. Simone de Beauvoir ein (hat auch Bücher geschrieben, auch für den Unterricht passend), oder Elisabeth von Samsonow (deutsch-österreichische Philosophin und Künstlerin).
    Außerdem können wir uns ja auch die Nobelpreisträgerinnen der Kategorie Literatur genauer anschauen: Doris Lessing, Selma Lagerlöf, Elfriede Jelinek, Herta Müller…nur um einige wenige zu nennen.

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    1. Sabine 16. Februar 2018

      Danke, das sind tolle Vorschläge! 🙂
      Ja du hast sicher recht, dass es eben oft auch Autorinnen gab, die keine Fiktion geschrieben haben, sondern mehr philosophische Texte (zb auch Bettine von Arnim). Aber die Frage ist, ob man 15-Jährige dazu kriegt, das zu lesen. In der Oberstufe wär das dann was.
      Ich wäre überhaupt dafür, ein Fach „Deutsch“ und ein Fach „Literatur“ zu machen. In deutsch macht man Diktat, Grammatik, was auch immer, Bericht scheiben etc. In Literatur dann alles querbeet durch die Weltliteratur. Und ab der Oberstufe kann man dann wählen, ob man dabei bleibt und sich dann auch intensiv mit deutschen Autoren/Autorinnen auseinander setzt.

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  9. Sabrina 8. Februar 2018

    Hallo!
    Sehr interessant. Auch in meiner Schulzeit gab es bis auf die Judenbuch nur männliche Autoren.
    Die Rolle der Frau war zu den Zeit in denen Klassiker spielen eine andere. Die zusätzliche sehr einseitige Darstellung tut ihr übriges, dass man das Gefühl hat als Frau ja bloß nirgends anecken zu dürfen.
    Klar sollten Klassiker in Schulen gelesen werden, aber eben auch immer in den richtigen Kontext gesetzt werden. Außerdem spricht für mich nichts dagegen zwischendurch auch moderne, neue Werke mit weiblichen Heldinnen lesen zu lassen.
    Liebe Grüße
    Sabrina

    Antworten
  10. Jacquy 24. Januar 2018

    Super Beitrag!
    Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, aber mir fallen nur sehr wenige Klassiker von Autorinnen ein und ich wüsste spontan auch nicht, dass ich in der Schule ein Buch lesen musste, das von einer Frau geschrieben wurde. Auch in der Uni sieht es da in der Germanistik ziemlich mau aus, z.B. in einem Novellenseminar (zugegeben auch mein einziger Kurs des Fachs), in dem wir 7 Lektüren hatten und alle waren von Männern. Dabei ist es doch bestimmt nicht so, dass nie eine Frau eine Novelle geschrieben hat. Und bei dem Satz über die Vaterkomplexe musste ich doch sehr schmunzeln, weil es so wahr ist.
    Was das Frauenbild angeht, wurde es bei mir im LK allerdings etwas von meiner Lehrerin angesprochen, gerade als es um Kabale und Liebe ging und sie sich darüber ausgelassen hat, dass alle „Besitzansprüche“ an das Mädchen stellen und sie dabei selbst quasi keine Entscheidungsfreiheit hat (wenn ich mich richtig erinnere?).
    Ich werde mir von den empfohlenen Autorinnen auf jeden Fall mal die anschauen, die ich bisher nicht kannte (interessant, hättest du wichtige männliche Autoren aufgezählt, wären mir bestimmt alle ein Begriff gewesen…), danke!

    Antworten
    1. Sabine 24. Januar 2018

      Hallo Jacquy!
      Danke, schön dass es dir gefällt!
      Ja, das mit dem Vaterkomplex – es wäre echt zum Lachen, wenn es nicht so zum Weinen wäre, das ganze Thema!
      Super, dann hattest du eine reflektiertere Lehrerin als ich. Es gab in meiner Schulzeit in Ba-Wü aber auch schon länger keine Aufteilung in LK und GK mehr, ich denke, das hat das „Niveau“ des Unterrichts schon ein bisschen runter gezogen.
      Ich weiß noch, wie alle Jungs in meiner Klasse über Effi Briest gestöhnt haben. Ich fand es auch ziemlich langweilig, aber ich glaube, die Jungs hatten vor allem keine Lust, sich mit einer Protagonistin auseinander zu setzen. Das finde ich so schade und so überheblich von unserem patriarchalen System.
      LG, Sabine

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  11. Katharina 14. Januar 2018

    Zu diesem Thema fällt mir außerdem noch diese Anekdote aus dem Schulalltag ein: Der gleiche Lehrer, der Jane Austen kitschig fand, ließ im Deutschunterricht Siddhartha lesen und an seinem sehr engagierten Unterricht war deutlich zu merken: für ihn war das Hesse’sche Werk ein Leitbild, ich kann mir noch heute lebhaft vorstellen, dass es ihn in seiner Studentenzeit bestimmt sehr geprägt hat.
    Jetzt ist es nicht so, dass ich Hesse nicht mag, im Gegenteil halte ich sein Werk für unglaublich ästhetisch, aber von Frauen hat Hesse wirklich gar nichts verstanden.

    Nun kann man meinem Lehrer nicht vorwerfen, dass er glaubte, uns allen könne Hesse in der Menschwerdung helfen, immerhin könnte es auch sein, dass er, als Lehrer an einer naturwissenschaftlich orientierten Schule mit einem Mädchenanteil von 20% einfach eine Mehrheitsentscheidung getroffen hat, aber ich weiß noch, dass es ich schon damals als Teenagerin total sch* fand, dass Siddhartha seine Frau und sein Kind einfach verlässt, um sich selber zu finden. Vielleicht hätte sich seine Frau auch gerne selber gefunden?
    Leider hatte ich damals keinen Mut, das Thema anzusprechen, wohl auch, weil ich es damals noch nicht so richtig in Worte fassen konnte, aber ich habe meinen Lehrer zum Klassentreffen etliche Jahre später daraufhin angesprochen – es zeigte sich, dass ihm damals das Problem gar nicht bewusst war – wie auch: er ist ja selber mit überwiegend männlicher Literatur groß geworden, war selber ein Mann und in der Ausbildung (in den letzten Jahren der DDR) war das wohl auch kein Thema.

    —–

    Und dann noch: Du erwähnst im letzten Abschnitt Harry Potter als Beispiel für die Beschreibung einer (glaubwürdigen) männlichen Rolle durch eine Frau. Ist das nur Deine Meinung oder kennst Du dazu auch die Meinung von jungen Männern? Ich persönlich finde die Charakterisierungen in HP äußerst unglaubwürdig, vor allem in den späteren Romanen. Mir missfällt schon die Tatsache, dass in diesen Romanen Kindern Aufgaben übertragen werden, die tödlich enden können, während die Erwachsenen permanent manipulieren, in ihren Vorurteilen gefangen sind oder versagen. Selbst Harry, Ron, Hermine und Neville kommen nicht immer über ein Klischee hinaus, andere Mitschüler gar nicht und das Happy-End zum Kotzen. Es ist doch außerdem einfach unrealistisch, dass ein junger Mann und eine junge Frau, die sich mögen und mehrere Monate fast ganz allein auf sich angewiesen sind, zumal in einer äußerst angespannten und gefährlichen Lage, nicht miteinander schlafen wie überhaupt diese ganzen Bücher so dermaßen asexuell und verzagt puritanisch sind, dass sie weder Mädchen noch Jungen in irgendeiner Form weiterhelfen können. Um den von Dir verwendeten Begriff zu nutzen: In Genderhinsicht sind die Figuren alle „Heimchen“. Die Bücher sind (als Abenteuerromane) natürlich unterhaltsam, das ist aber auch alles.
    Philipp Pullman, bekannter für „His Dark Materials“ (Der Goldene Kompass) hat mit Sally Lockhart dagegen eine wirklich glaubwürdige (und sexuell aktive) Protagonistin in einem Jugendroman geschaffen. Und Lyra (aus dem goldenen Kompass) ist auch eine ziemlich interessantes Mädchen.
    Was ich einer Tochter ebenfalls zum Lesen geben würde, (sofern sie wie ich Fantasy mag) ist die Alanna-Reihe von Tamora Pierce.

    Antworten
    1. Sabine 15. Januar 2018

      Hi Katharina,
      danke für die schöne Anekdote! Ich kann mir deinen Unmut als Schülerin bildlich vorstellen! Ich hatte tatsächlich nur Frauen als Deutschlehrerinnen, aber auf den Sexismus in vielen Klassikern haben die uns auch nicht hingewiesen (Faust – hallo?)
      Zu Harry Potter: Ich kann deinen Unmut zu manchen Aspekten der Reihe verstehen. Aber keins deiner Argumente entkräftigt meins, dass der Charakter des Jungen Harry Potter glaubwürdig beschrieben ist. 😉 Seine Hilflosigkeit, seine Selbstzweifel (warum bin ich jetzt der Auserwählte), seine emotionalen Höhen und Tiefen, die fand ich alle sehr glaubwürdig und ich konnte mich als Teenagerin gut in ihm wiederfinden (zumal auch meine Familiengeschichte nicht ganz unproblematisch war und ist). Und wie Harry zb mit der ersten Liebe umgeht und die kichernden Mädchen einfach nicht abkann, das ist doch sehr realistisch, das kann doch sicher jeder Teenager-Junge nachvollziehen, denke ich!
      Zum Puritanisums-Vorwurf: Ich denke, dass du eine zu erwachsene Perspektive einnimmst. Als ich die Bücher mit 13, 14 gelesen habe (bis Teil 4, dann musste ich zwei Jahre auf Teil 5 warten), fand ich die ganze Thematik rund um die erste Liebe, das erste Mal Rumknutschen usw total aufregend. Mehr braucht man in dem Alter auch nicht. Klar, wenn du die Bücher mit 18+ anfängst zu lesen, findet man das ein bisschen läppisch. Aber ich finde nicht, dass jedes YA-Buch sexuell explizit werden muss. Und ich muss sagen, emotional (auch was das Familienthema angeht) haben mir die Bücher immens weiter geholfen! Puritanisch ist natürlich, dass fast alle Charaktere mit 18 sofort heiraten und Kinder bekommen! 🙂 Alles klar!
      Beim Goldenen Kompass kenne ich leider nur den Film, daher kann ich zu Sally Lockhart auch nichts sagen. Ja, die Alanna-Reihe hab ich mit 11, 12 auch gelesen und fand sie sehr gut! Aber ein bisschen klischeeig ist die doch auch, oder? Schlichtes Mädchen verliebt sich in den absolut umwerfenden Prinzen mit strahlend blauen Augen … Und, Frechheit: Er findet sie erst dann begehrenswert, als er sie zum ersten Mal im Kleid und rausgeputzt sieht, anders als sonst in Männerklamotten. Mann, Mann, diese Männer sind schon leicht zu triggern.
      LG, Sabine

      Antworten
    2. Bri 15. Januar 2018

      Also zu Harry Potter muss ich kurz was sagen: Ich empfinde das, was Du als da als zum Kotzen findest, dass Erwachsene Aufgaben übertragen an Kinder, die tödlich enden können, nun, dass sie tödlich enden können, ist halt eine Überspitzung, aber ansonsten passieren solche Übertragungen seit Jahrzehnten immer wieder. Auch Astrid Lindgrens Kinderfiguren übernehmen Aufgaben, die eigentlich Erwachsene erledigen müssten. Das ist nicht unglaubwürdig, sondern leider alltäglich. Und dann noch eine Frage: weshalb dürfen Kinderbücher (Leseempfehlung bei HP ab ???) nicht asexuell sein, weshalb muss immer alles angesprochen werden? Um Hilfeleistung zu gewissen Themen zu bieten, gibt es genug anderen Stoff …

      Antworten
      1. Sabine 15. Januar 2018

        Hi Bri,
        ja, du sprichst da was Wahres aus, das mit dem Aufgaben von Erwachsenen übernehmen. Bei Michel aus Lönneberga fällt mir ein, wie er allein im Schneesturm den mit Blutvergiftung im Sterben liegenden Alfred zum Arzt bringen muss. Das ist ja auch eine Kritik an der Erwachsenenwelt und wie sie mit Problemen umgeht.
        Auch beim Sexuellen bin ich bei dir, außerdem ist HP ja nicht komplett asexuell, es geht ja schon ums erste Mal Küssen usw (siehe mein Kommentar).
        Lg, Sabine

        Antworten
  12. Katharina 14. Januar 2018

    Hallo Sabine,

    interessant, dass Du das jetzt anschneidest.
    Ich habe vor einigen Jahren noch einmal ein Lehramtsstudium (MA/DE) aufgenommen und hatte von Anfang an die Idee, wenn ich ein Referendariat machen würde, ein paar SchülerInnen zu betreuen, die sich in einer Facharbeit mit dem Frauenbild in der Literatur auseinandersetzen.
    Ich habe das Studium abgebrochen und unterrichte Mathe und Physik im Nachhilfeunterricht, aber ich freue mich immer und unterstütze auch, wenn meine Schüler auch mal über ein Buch reden (wollen).

    Hier in meinem Bundesland ist es so: Im Lesekanon des Deutschunterrichts werden bis auf Dramenwerke der Griechen und ein Shakespeare-Werk sowie (manchmal) ein im Original russisches Buch ausschließlich deutsche Werke gelesen. Englische oder französische Literatur wird im Fremdsprachenunterricht gelesen – und das finde ich auch gut so. Wie schon in meinem Kommentar zu Jane Austen angemerkt, glaube ich tatsächlich, dass es vor allem daran liegt, dass es – vor allem vor 1940 – viel weniger Belletristik von Frauen gibt, als zB im englischsprachigen Raum, wo Austen, die Brontes, Virginia Woolf, Agatha Christie, aber auch Becher-Stowe (Onkel Toms Hütte), Montgomery (Anne of Greengables) oder May Alcott (Little Women) unbestritten zum (Kinder-) Buchkanon gehören. Selbst „die“ Mädchenbuchautorin der Nachkriegszeit Enid Blyton war eine Britin.

    Selbst in der heutigen Literatur tue ich mich schwer mit deutscher weiblicher Literatur für einen Kanon, obwohl hier in meinem BL immer ein Buch einer Frau dazu gehörte (Christa Wolf: Kassandra oder Medea war lange drauf, jetzt auch Julie Zeh: Corpus Delicti). Ich finde aber zB Corpus Delicti qualitativ einfach schlecht: Schlampig recherchiert, schlecht ausgearbeitete unglaubwürdige Utopie und ansonsten auch kaum etwas, was man nicht irgendwie schon besser aus manchen Filmen oder Graphic-Novels kennt.
    Ich weiß, das eine junge Lehrerin (wohl zusätzlich zum Kanon) mal Feuchtgebiete hat lesen lassen, was die betreffenden Schüler schwierig fanden.

    Ich habe als Jugendliche auch Hermynia zur Mühlen gelesen, von ihr hatte meine Mutter einige Bücher, wohl weil sie als Kommunistin in der DDR verlegt wurde und ihr bekanntestes Werk (Unsere Töchter, die Nazinen) ist immerhin schon in den 30gern erschienen, und hätte ich mal Schüler würde ich es wohl, auch wegen des nicht zu verleugnenden aktuellem Bezug auch wenigstens auszugsweise in der Schule lesen lassen.

    Dann fällt mir noch Hertha Müller ein, die eine ausgesprochen beeindruckende Sprache aufweist, auch wenn ich von ihr bisher nur ein Buch, und nicht das bekannteste gelesen habe. Sie hat immerhin einen Nobelpreis für ihre Literatur erhalten und könnte definitiv mal in den Kanon aufgenommen werden.

    Außerdem sollte man nicht Ingeborg Bachmann vergessen, die für die deutsche Literatur sehr wirkmächtig war.

    Lyrikerinnen gibt es neben den Romantikerinnen auch später einige, mir fallen vor allem Sarah Kirsch und Eva Strittmatter ein.

    Antworten
    1. Sabine 15. Januar 2018

      Hi Katharina,
      danke für den ausführlichen Kommentar 😉
      Klar, es gab immer weniger Belletristik von Frauen in Deutschland im Gegensatz zu England und Frankreich zb. (Die deutschsprachige Literatur nach E.T.A Hoffmann und bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sieht eh ziemlich mau aus – Adalbert Stifter und Theodor Fontane, come on, schon ein bisschen schwach! 🙂 Aber nur meine Meinung) Aber genau das könnte man ja einfach thematisieren im Deutschunterricht. Und dann zb umso mehr Frauen lesen, sobald man ins 20 Jahrhundert kommt, weil da einfach das Selbstbewusstsein und das Bildungsniveau der Frauen gestiegen ist.
      Gute Vorschläge! Bachmann und Müller gehören auf jeden Fall auf den Kanon! Ich glaub von Sarah Kirsch hab ich ein Gedichtband im Regal stehen, Eva Strittmatter kenn ich noch nicht 😉
      LG, Sabine

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    2. Carietta 15. Januar 2018

      „glaube ich tatsächlich, dass es vor allem daran liegt, dass es – vor allem vor 1940 – viel weniger Belletristik von Frauen gibt“

      Ich denke auch, dass das mit einer der Hauptgründe ist. Im Deutschunterricht liest man (deutsche) Klassiker und da gibt es weniger Material von Frauen
      Was es nicht zwangsläufig besser macht (man könnte auch Romane aus der Neuzeit einbauen, sofern man denn ansprechende Werke findet), aber angesichts der damaligen Umstände ein bisschen erklärt.

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      1. Bri 15. Januar 2018

        ob es tatsächlich viel weniger Schriftstellerinnen, als Schriftsteller gab, weiß ich nicht wirklich. Ich weiß nur, dass viele Schriftstellerinnen nach dem Zweiten Weltkrieg vollkommen in Vergessenheit geraten waren und jetzt zum Teil erst wieder neu entdeckt werden. Siehe dazu bei www. saetzeundschaetze.com die Themen Frauen schreiben oder Porträts jüdischer Lyrikerinnen.

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